„Wache vor der Klotür“


Warum an der Goethe-Realschule plötzlich Schüler und Lehrer vor den Toiletten stehen – und weshalb ein altbekanntes Problem nun mit neuer Energie angepackt wird.
Kann ein unbeliebter Dienst wirklich das Schulklima verbessern?


Die große Pause legt sich wie ein pulsierendes Stimmengewirr über den Schulhof der Goethe-Realschule. Während Gruppen lachend über Asphalt und Wiese ziehen, herrscht vor den Toiletten im Schulgebäude eine fast überraschende Ordnung. Zwei Neuntklässler stehen dort, ein wenig angespannt, aber konzentriert. Sie achten darauf, dass nur drei Personen gleichzeitig hineingehen dürfen. Das neue Modell der Toilettenaufsicht – seit dem 21. August 2024eingeführt – sieht vor, dass Schüler gemeinsam mit einer Lehrkraft für Sauberkeit und Ruhe sorgen.


Anfangs, erzählen einige, sei dieser Dienst noch unangenehm gewesen. Doch inzwischen spürt man eine Veränderung: Die Toiletten sind sauberer, die Stimmung ruhiger, weniger Stress, weniger Chaos. Drinnen glänzen die Waschbecken, und die gewohnte Unordnung bleibt aus. Ein ungewohnt positives Bild.
Auf dem Schulhof, unweit der Basketballkörbe, lehnt Hausmeister Herr Wieghardt an einem Zaunpfahl, bereit für ein kurzes Gespräch. Seit mehr als drei Jahrzehnten. Das Toilettenproblem sei keineswegs neu, erklärt er – im Gegenteil, es begleite seine gesamte Dienstzeit.


Als die Sprache auf alternative Ideen kommt, etwa das Abgeben von Handys oder Schminkutensilien vor dem Toilettengang, runzelt er die Stirn. Theoretisch denkbar, praktisch aber kaum kontrollierbar. Wichtig sei ihm vielmehr, dass die Schule eine dauerhafte, verlässliche Lösung finde. Der neue Dienst könne ein solcher Schritt sein, denn kurzfristige Aktionen hätten sich in der Vergangenheit oft als wenig wirksam erwiesen.


Währenddessen geht die Pause ihrem Ende entgegen. Ein Schüler hält einem jüngeren freundlich die Tür auf, der begleitende Lehrer nickt bestätigend. Für einen kurzen Moment wirkt die Atmosphäre fast harmonisch – ein erstaunlicher Anblick an einem Ort, der früher eher für Chaos und Streit bekannt war.
Ob diese Ruhe anhält? Die Dienst habenden Schüler zucken mit den Schultern. Verantwortung zu übernehmen, sagen sie, sei ungewohnt.


Vielleicht übertreibt er – aber sauber bleibt es allemal.